Unser Trinkwasser (Teil 1): Gutes aus der Leitung
(vom 13.03.2020)
Der Absatz von Mineralwasser aus der Flasche steigt Jahr für Jahr an. Dabei liegt das Gute so nah: Aus dem Wasserhahn kommt rund um die Uhr gesundes, qualitativ hochwertiges Trinkwasser. Das schont zudem auch noch die Umwelt.
Plastikflaschen belasten die Umwelt
In Deutschland sind wir privilegiert: Es ist reichlich Wasser vorhanden und wir profitieren von einem gut ausgebauten öffentlichen Netz. Dennoch greifen immer mehr Menschen zu abgefülltem Flaschenwasser. Im europäischen Schnitt werden pro Jahr 100 Liter Mineralwasser pro Person getrunken, in Deutschland sind es mit rund 150 Litern pro Kopf und Jahr deutlich mehr. Vor allem die billigen Angebote in den Supermärkten haben in den letzten Jahren zu einem deutlichen Anstieg geführt. Ob dies sinnvoll ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Denn zusätzlich zu den Umweltbelastungen, die durch den Transport der Flaschen anfallen, entsteht auch noch ein riesiger Müllberg. Die meisten Wässer werden nämlich in Einweg-Plastikflaschen verkauft, die zusätzlich noch in eine Plastikhülle mit Henkel zum leichteren Transport eingeschweißt sind. Doch warum greifen so viele Deutsche zu Flaschenwasser, obwohl wir im weltweiten Vergleich so gutes Leitungswasser haben?
Hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle: Generell hat das Trinken von Mineralwasser in Deutschland eine lange Tradition. Rund 190 Mineralwasserabfüller gibt es in Deutschland, die 500 verschiedene Wässer aus anbieten. Auch hier in der Region gibt es einige bekannte Mineralbrunnen. Das Wasser wird dabei aus tiefen Schichten entnommen, wo es auf dem Weg durch das Gestein im Laufe von Jahren und Jahrzehnten Mineralstoffe und evtl. auch Kohlensäure aufgenommen hat.
Stilles Wasser auf dem Vormarsch
Die vielen Mineralquellen sind vermutlich auch der Grund dafür, dass in kaum einem anderen Land so viel Sprudel getrunken wird wie hier. Allerdings haben sich die Geschmäcker in letzter Zeit verändert: Es wird mehr stilles Wasser getrunken als noch vor einigen Jahren, und Wasser mit wenig Kohlensäure (medium) hat den starken Sprudel bei den Verkaufszahlen inzwischen von der Spitze verdrängt.
Im Prinzip ist Mineralwasser Grundwasser, das auch in vielen Leitungswässern vorkommt, allerdings mit besonderen Eigenschaften. Es muss von ursprünglicher Reinheit sein und wird direkt an der Quelle abgefüllt. Leitungswasser dagegen wird behandelt, da es oft eine Mischung verschiedener Wasserarten ist (Grundwasser, Oberflächenwasser).
Auch Leitungswasser ist reich an Mineralstoffen
Die Region Esslingen wird zum Beispiel von der Landes- und der Bodenseewasserversorgung beliefert. Das Landeswasser ist dabei eine Mischung aus Grundwasser, Quellwasser und Flusswasser. Doch wie steht es um den Mineralstoffgehalt von Leitungswasser? Viele Verbraucher denken, Mineralwasser hat automatisch deutlich mehr Mineralstoffe als das Wasser aus dem Hahn. Doch das muss nicht so sein. Bemerkenswert ist hier eine Untersuchung von Stiftung Warentest aus dem Jahr 2019: Im Test von stillen Mineralwässern zeigte sich, dass etliche Produkte nur mit geringen Mengen an Mineralstoffen aufwarten. Weiterhin heißt es: „Nicht wenige unterbieten sogar den durchschnittlichen Mineralstoffgehalt der Trinkwasserproben im Test.“ Das erstaunt erst einmal, doch tatsächlich dürfen sich auch Wässer mit sehr wenigen Mineralstoffen als „Natürliches Mineralwasser“ bezeichnen.
Hohe Qualität und Kontrollen
Leitungswasser hat also nicht unbedingt weniger Mineralstoffe aus Wasser aus der Flasche. Denn auch im natürlichen Grund- und Quellwasser sind Mineralstoffe wie Magnesium, Calcium oder Sulfat enthalten – die wir im Übrigen auch mit der Nahrung aufnehmen. Geschmacklich muss sich Leitungswasser ebenso nicht verstecken. Vor einigen Jahren luden die Stadtwerke Esslingen Passanten zur Blindverkostung ein, darunter ein teures Edelwasser, ein Markenwasser und eben das Wasser aus dem Hahn. Das Ergebnis: Am besten schnitt das Esslinger Leitungswasser ab! Für die hohe Qualität des Wassers steht die deutsche Trinkwasserverordnung, die Grenzwerte für viele Stoffe festschreibt. Die Qualität wird regelmäßig kontrolliert, sowohl von den Wasser-Zweckverbänden als auch von den Stadtwerken Esslingen vor Ort. Zuständig sind die Stadtwerke übrigens bis zum Hausanschluss, für die Inneninstallation ist der Hauseigentümer verantwortlich. Bei Unsicherheiten hilft das Fachhandwerk weiter. Ein Tipp für Verbraucher: Trinkwasser sollte man am besten frisch genießen! Nach dem Urlaub sollte man das Wasser also kurz ablaufen lassen, bis es gleichmäßig kühl aus der Leitung kommt.
Weitere Artikel zur Serie finden Sie hier:
- Unser Trinkwasser (Teil 2): Interview mit einem Esslinger Trinkwasser-Experten
- Unser Trinkwasser (Teil 3): Rezepttipp Zitronen-Kräuter-Limo zum selbst ausprobieren
- Unser Trinkwasser (Teil 4): 5 Fakten zum Thema
- Unser Trinkwasser (Teil 5): Trinkwassersysteme im Vergleich