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Unser Trinkwasser (Teil 2): Interview mit einem Esslinger Trinkwasser-Experten

(vom 17.03.2020)

Die Qualität des Trinkwassers in Deutschland ist sehr hoch. Für die Überwachung der hohen Standards sind die Gesundheitsämter zuständig. Dr. Albrecht Wiedenmann vom Gesundheitsamt des Landkreises Esslingen gibt im Interview Auskunft.

Dr. Albrecht Wiedenmann - Gesundheitsamt Esslingen

Wie gut ist das Esslinger Wasser?

Wiedenmann: Esslingen bezieht sein Trinkwasser von der Landes- und der Bodenseewasserversorgung, die unter Kontrolle des Landesgesundheitsamts im Regierungspräsidium Stuttgart stehen. Beide Wässer entsprechen in vollem Umfang den Bestimmungen der Trinkwasserverordnung. Diese basiert auf einer EU-Richtlinie und gilt in ganz Deutschland. Man kann das Wasser in Esslingen bedenkenlos ein Leben lang direkt aus dem Hahn trinken.

Landeswasser und Bodenseewasser

Wie wird die Qualität kontrolliert?

Wiedenmann: Die Trinkwasserverordnung schreibt vor, dass die chemische, physikalische und mikrobiologische Qualität des Wassers regelmäßig überprüft wird. Bereits bei den Zweckverbänden, also der Landeswasserversorgung und der Bodenseewasserversorgung, wird das Wasser kontrolliert, bevor es über Leitungen nach Esslingen transportiert wird. In Esslingen selbst gibt es Kontrollen an den Übergabestellen der Zweckverbände ins Esslinger Netz, an den Ausläufen der Hochbehälter und an verschiedenen Entnahmestellen im Ortsnetz. Die Wasserproben werden von unabhängigen, speziell zertifizierten Labors untersucht.

Betont werden muss, dass ab der Übergabestelle des Trinkwassers ins Gebäude der Verantwortungsbereich des Wasserversorgers endet. Im Gebäude selbst ist der Eigentümer zuständig.

Was sind hier die Aufgaben des Gesundheitsamts?

Wiedenmann: Die Ergebnisse der Laboruntersuchungen werden an das Gesundheitsamt gemeldet. Dieses prüft auch, ob die Kontrollen im vorgeschriebenen Umfang durchgeführt werden. Die Kontrollergebnisse werden außerdem einmal im Jahr an die zuständige Landesbehörde, das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) in Fellbach, übermittelt. Dieses berichtet an das Umweltbundesamt in Berlin, und dieses wiederum an die EU-Kommission.

Falls sich bei den Laboruntersuchungen herausstellen sollte, dass Grenzwerte bestimmter Parameter überschritten werden, ergreift der Wasserversorger in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt entsprechende Maßnahmen, um die Wasserqualität  wiederherzustellen, und informiert unverzüglich die Verbraucher.

SICHER VERSORGT

Trinkwasser und das Corona-Virus

Das Esslinger Trinkwasser ist übrigens sicher: Eine Übertragung des Krankheitserregers über die öffentliche Trinkwasserversorgung kann nach aktuellem Kenntnisstand ausgeschlossen werden. Laut Robert-Koch-Institut wird das Coronavirus über die Tröpfcheninfektion übertragen, direkt von Mensch zu Mensch über die Schleimhäute der Atemwege oder auch indirekt über Hände.

Wasser

Warum hört man gelegentlich von Trinkwasserwarnungen?

Wiedenmann: Ein möglicher Fall ist zum Beispiel, dass coliforme Bakterien im Trinkwasser nachgewiesen werden. Coliforme Bakterien stellen keine unmittelbare Gesundheitsgefahr dar, dienen aber als Indikatoren für mögliche Verunreinigungen. Deshalb werden in so einem Fall die Verbraucher informiert und entsprechende Maßnahmen ergriffen. Das Trinkwasser wird dann zeitweise gechlort. Durch die Chlorung werden Keime zuverlässig abgetötet. Die verwendeten Chlorkonzentrationen sind dabei selbst bei lebenslangem Gebrauch gesundheitlich unbedenklich. Coliforme Bakterien können z.B. bei Bauarbeiten ins Trinkwasser gelangen, oder durch Undichtigkeiten. Dank modernster Messverfahren können heute schon geringste Vorkommen festgestellt werden.

Abkochgebote werden ausgesprochen, wenn Hinweise auf eventuelle Verunreinigungen durch Fäkalien vorliegen. Nachgewiesen wird dies über an sich harmlose Darmbakterien wie Escherichia coli (E. coli) oder Enterokokken, die jeder Mensch und jedes warmblütige Tier im Darm beherbergt. Findet man diese Bakterien, ist nicht mit Sicherheit auszuschließen, dass auf demselben Weg auch gesundheitsgefährdende Mikroorganismen ins Trinkwasser gelangt sein könnten. Da Krankheitserreger zum Glück sehr viel seltener sind als harmlose Darmbakterien, kann man hier also schon eingreifen, bevor es tatsächlich zu gehäuften Erkrankungen kommt. Neben einem Abkochgebot für die betroffenen Verbraucher werden auch hier zusätzlich die Keime durch zeitweise Zugabe von Chlor abgetötet. Es ist z. B. schon vorgekommen, dass sich ein kleines Nagetier, ein Siebenschläfer, in einen Hochbehälter verirrt hatte, was aber aufgrund der hochempfindlichen Untersuchungsmethoden sehr schnell bemerkt wurde, so dass das Problem rasch behoben werden konnte.

Unser Trinkwasser ist also sehr sicher?

Wiedenmann: Trinkwasser ist als Lebensmittel im Grunde ja auch ein Naturprodukt. Eine so lückenlose und hochempfindliche Kontrolle auf mikrobielle Verunreinigungen wie bei Trinkwasser wäre bei vielen anderen Lebensmitteln, die im Freiland gewonnen werden, z. B. bei Obst und Gemüse, überhaupt nicht möglich. Dass es durch Trinkwasser zu Erkrankungshäufungen gekommen ist, habe ich glücklicherweise selbst noch nie erlebt.

Vorsicht ist aus den o. g. Gründen geboten, wenn private Zisternen verwendet werden. Das Regen- oder Dachablaufwasser kann mit dem Kot von Vögeln und kleinen Säugetieren verunreinigt sein und darf nicht mit dem Trinkwassersystem in Berührung kommen, damit solche Verunreinigungen nicht ins Trinkwassersystem eingetragen werden. Deshalb sind Zisternen auch meldepflichtig. Vom Gesundheitsamt Esslingen gibt es dazu ein Merkblatt.

Die heutige Form der mikrobiologischen Trinkwasserüberwachung geht übrigens in Deutschland maßgeblich auf Robert Koch zurück und hat sich – auch international – nunmehr seit über 100 Jahren bewährt. Trinkwasserbedingte Choleraepidemien, mit denen Robert-Koch z. B. 1892 in Hamburg noch zu kämpfen hatte, gehören heute der Vergangenheit an.

Von „moderneren“ chemischen Problemen, z. B. durch perfluorierte Chemikalien, die mancherorts in Deutschland und auch in Baden-Württemberg das Grundwasser verunreinigt haben, sind wir im Landkreis Esslingen während meiner bisherigen Amtszeit (seit 2007) bislang verschont geblieben.

Wohin kann ich mich wenden, wenn ich nicht sicher bin, ob das Wasser bei mir aus dem Hahn in Ordnung ist?

Wiedenmann: Bis zur Übergabestelle garantiert der Wasserversorger für die Qualität des Trinkwassers. Im Gebäude selbst ist zunächst der Eigentümer Ansprechpartner. Er kann Auskunft über die Haustechnik geben, die z. B. im Hinblick auf die Legionellenproblematik eine entscheidende Rolle spielt. Generell sollte man Wasser, das länger in der Leitung stand, zum Beispiel nach einem Urlaub, aber auch schon früh morgens, ablaufen lassen, bevor dann das frische Wasser für den Gebrauch entnommen wird. In vielen Fällen reichen hier schon 1-2 Liter. Ganz sicher ist man, wenn man auf „kalt“ stellt und so viel Wasser ablaufen lässt bis das kalte Wasser mit sog. Temperaturkonstanz aus dem Hahn kommt, also seine Temperatur nicht mehr verändert.

Eine sehr gute und kostenlose Broschüre zu dem Thema hat das Umweltbundesamt herausgegeben.

Wer bei speziellen Fragestellungen oder Problemen sein Trinkwasser in einem Labor testen lassen will, sollte sich vorher von einer vertrauenswürdigen Stelle beraten lassen, welche Parameter auf welche Art und Weise untersucht werden sollen. Unbedingt sollte man eine Untersuchungsstelle wählen, die vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) oder einem anderen Bundesland zugelassen und in der sogenannten Landesliste aufgeführt ist.

Vielen Dank für das Gespräch!

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